Wer wissen will, wie guter Unterricht mit der HPI Schul-Cloud aussieht, sollte sich im Kollegium umschauen. Für Lehrkräfte bedeutet das: Nicht nur der Blick nach rechts und links lohnt sich, sondern auch der über die eigenen Schulmauern hinaus.

Ob Englisch oder Erdkunde – der Unterricht der Zukunft ist digital. Bis jedoch alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland ganz selbstverständlich mit Tablets, Notebooks oder gar Smartphones lernen, muss noch einiges geschehen. Vor allem für viele Lehrkräfte ist der Umgang mit einer digitalen Lernplattform wie der HPI Schul-Cloud Neuland.

67 Pilotschulen aus dem nationalen Excellence-Schulnetzwerk MINT-EC sind bisher an die Plattform angeschlossen, knapp die Hälfte davon seit bereits mehr als einem Jahr. Trotzdem wagen sich nur wenige Lehrerinnen und Lehrer an eine digitale Unterrichtsgestaltung in der Cloud. Vielen ist noch nicht klar, wie sie eingesetzt werden kann oder welche digitalen Werkzeuge zur Verfügung stehen.

Schulen können mitgestalten
MINT-EC will seinen Mitgliedsschulen unter die Arme greifen – und setzt dabei auf die Kraft seines eigenen Netzwerkes. Im Rahmen des Themenclusters HPI Schul-Cloud veranstaltet MINT-EC mehrmals pro Jahr Arbeitsgruppen (AGs) für Pilotschulen. Hier setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Herausforderungen einer digitalen Lernplattform im Schulalltag auseinander – und erarbeiten Lösungsansätze. Das können etwa Vorlagen für didaktische Konzepte sein, oder Beratungs- und Informationsangebote für benachbarte Schulen zur Einführung und Nutzung der Lernplattform. „Das Feedback aus den AGs kann in die Weiterentwicklung der Cloud einfließen“, sagt Stefan Hermes, AG-Teilnehmer und Schulleiter der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Kassel, wo im September zwei AGs stattfanden. „Somit wird gewährleistet, dass aus der Praxis für die Praxis gearbeitet und entwickelt wird.“

Schulen helfen sich gegenseitig
„Wie muss eigentlich ein gutes Unterrichtskonzept aussehen, etwa für den Englischunterricht?“ Diese Frage stellten sich Stefan Hermes und 15 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG „Unterricht“ in Kassel. Innerhalb von zwei Tagen erarbeiteten sie vier Konzepte, je eines für die Fächer Erdkunde, Mathematik, Chemie und Englisch. Die Konzepte veranschaulichen digitalen Unterricht in der Cloud und dienen als Inspiration und Impulsgeber für andere Lehrkräfte, selbst aktiv zu werden.
Nicht nur fachlich können die Schulen voneinander profitieren. Das beweist die AG „Beratungsnetzwerk“. Hier werden Konzepte zur Motivation des Kollegiums erstellt und diskutiert. Dabei sind konkrete Pläne und viele Ideen entstanden. Einige Pilotschulen wollen Anfang 2019 Infoveranstaltungen zur Beratung organisieren für interessierte MINT-EC-Schulen aus der Region.

Zeit ist kostbar
Das Engagement der Lehrkräfte in den AGs ist für Nils Karn, Projektleiter des Teams „HPI Schul-Cloud“ von MINT-EC, nicht selbstverständlich. Er weiß, dass Lehrerinnen und Lehrer nur wenig Zeit außerhalb des Unterrichts haben. „Ich und meine Kolleginnen sind auf Feedback, Ideen und Vorschläge der Lehrkräfte angewiesen.“, sagt Karn und fordert: „Lehrkräfte brauchen Entlastungsangebote Ihrer Kultusministerien. Dann können sie sich mit dem Thema Digitalisierung und der HPI Schul-Cloud auseinandersetzen!“

MINT-EC ist die Schnittstelle zwischen Schulen und HPI
Die Erkenntnisse aus den AG-Treffen leitet MINT-EC auf direktem Wege an das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam weiter. Hier wird die bundesweite Schulplattform entwickelt und technisch optimiert.

Lehrkräfte können die erarbeiteten Konzepte aus der AG „Unterricht“ schon jetzt im Kollegium teilen. Das Entwicklerteam arbeitet weiterhin daran, dass auch Funktionen zur Kollaboration in Zukunft möglich sind. MINT-EC und HPI legen außerdem einen neuen Schwerpunkt: Lehrerinnen und Lehrer sollen sich untereinander leichter miteinander vernetzen können, auch über das eigene Kollegium hinaus. Zusätzlich soll ein Fortbildungskurs für neue Lehrkräfte entstehen, sowie Workshops für neue Pilotschulen mit Unterstützung des Georg-Eckert Instituts.

Nils Karn und sein Team bereiten indessen bereits die nächsten AG-Treffen vor. Die AGs IT und Einführung und Schulentwicklung im Oktober finden in Berlin und Kassel statt. An jeweils zwei Tagen tauschen sich MINT-EC-Schulen vollkommen analog aus und diskutieren die weiterhin große Frage, wie ein gemeinsamer Weg zu einer digitalen Schullandschaft aussehen kann.

Hinweise der Redaktion
Bildnachweis: MINT-EC