Florian Sittig ist seit August 2018 Teil des Produktkommunikation-Teams der HPI Schul-Cloud. Viele Nutzer:innen kennen sein Gesicht bestimmt aus einem der Kurse auf der Fortbildungs-Plattform Lernen.cloud, in denen er hilfreiche Tipps rund um die HPI Schul-Cloud gibt. Bevor Florian ans HPI kam, studierte er Englisch und Spanisch auf Lehramt. Den Job als Lehrer übte er mit viel Leidenschaft an mehr als 10 Schulen aus. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit am Hasso-Plattner-Institut, seine Idee zu Lernen.cloud und darüber, wie Schule sich nach der Pandemie gestalten wird.
Wie bist du zum Team der HPI Schul-Cloud gekommen?
Schon während des Studiums und meiner Zeit als Lehrer fiel mir auf, dass es gar nicht so einfach war, Unterricht mit modernen Mitteln zu gestalten. Im Studium arbeitete ich bereits viel digital, aber in der Schule ging ohne Papier gar nichts. Schwer vorstellbar im 21. Jahrhundert. Ich habe dagegen schon immer viel vom Konzept der papierlosen Schule gehalten und mir die Frage gestellt, wie man das Lehr- und Lernumfeld für Schüler:innen und Lehrkräfte digitaler und somit einfacher gestalten kann. Durch meine wissenschaftliche Arbeit an der Uni wurde ich dann auf das HPI Schul-Cloud Projekt aufmerksam. Mir gefiel die Idee so gut, dass ich mich für ein Praktikum beworben habe, um tiefer in die Materie einzutauchen. Ich habe dann schnell gemerkt, dass es viele Einsatzszenarien gibt, bei denen ich helfen kann. Mein erstes Projekt war damals, den Hilfebereich der HPI Schul-Cloud neu zu gestalten und Hilfeartikel zu schreiben. Dann kam irgendwann das Angebot zur Festanstellung, das ich natürlich angenommen habe, weil es ein sehr spannendes Projekt ist und war.
Was genau sind deine Aufgaben?
Ich bin verantwortlich für den Hilfebereich der HPI Schul-Cloud, die Konzeption von Fortbildungen für Lehrkräfte sowie die Erstellung von Hilfematerialien, die wir Schulen zur Verfügung stellen. Als Lehrer habe ich hoffentlich ein ganz gutes Gespür dafür, welche Unterstützung Lehrkräfte am meisten benötigen. Ich gebe Tipps, wie man die HPI Schul-Cloud und ihre Funktionalitäten optimal nutzen kann. Da gibt es für jede Schule ein ganz unterschiedliches Szenario der Anwendung, wobei ich versuche, möglichst allen Schulen geeignete Nutzungsszenarien aufzuzeigen.
Des Weiteren stehe ich jederzeit unseren Entwickler:innen zur Verfügung, sobald es darum geht, neue Konzepte zu erproben oder vorhandene Funktionen gemeinsam mit Schulen zu testen.
Du bist Mitinitiator der Fortbildungsplattform Lernen.cloud Was zeichnet diese Plattform aus und wie ist die Idee entstanden?
Am Anfang sind wir für die Einführung der HPI Schul-Cloud an viele Schulen gereist. Damals waren an dem Projekt allerdings nur knapp hundert Schulen beteiligt. Es hat sich schnell gezeigt, dass die meisten Schulen erst einmal ganz grundsätzliche Fragen hatten - meistens ging es darum zu erklären, wie man die HPI Schul-Cloud und ihre Funktionalitäten nutzt. Das war extrem ineffizient. Glücklicherweise ergab sich dann die Möglichkeit, auf Basis der technischen Infrastruktur der Plattform openHPI, über die das HPI weltweit Onlinekurse anbietet, eine eigene Plattform zu entwickeln und dort gezielt auf Lehrkräfte abgestimmte Fortbildungen online zu stellen. Nachdem die technische Struktur stand, haben wir zunächst einmal unsere HPI Schul-Cloud Inhalte dort zur Verfügung gestellt, also Erklärvideos, die zeigen, wie man die HPI Schul-Cloud an der eigenen Schule einsetzen kann. Im nächsten Schritt haben wir Kooperationen mit Stiftungen, Landesinstituten und Universitäten geschlossen und auch deren Kurse online gestellt. Uns war wichtig, mit Anbietern zusammenzuarbeiten, die keine monetären Interessen verfolgen. Mittlerweile können die Nutzer:innen auf ein breites und vielfältiges Kursangebot zugreifen. Ein Vorteil dabei ist, dass die Teilnehmer:innen bei vielen Kursen ein Zertifikat erhalten. Das ist wichtig, weil Fortbildungen für Lehrkräfte verpflichtend sind und sie einen Nachweis darüber erbringen müssen. Leider ist es oft noch so, dass Lehrkräfte, die sich online fortbilden, dafür keine Anerkennung erfahren - mit strukturierten Online-Kursen könnte sich dies in Zukunft ändern.
Ist diese Idee für Lernen.cloud unabhängig von Corona entstanden?
Tatsächlich hatten wir die Idee schon im Dezember 2019. Die Pandemie hat ihr dann einen ordentlichen Schub verliehen. Wir wollten eine Lösung schaffen, wie wir möglichst viele Lehrkräfte effizient erreichen. Man kann also mit Recht sagen, dass wir Weitblick bewiesen haben.
Was macht dir besonders Spaß an deinem Job?
Am liebsten unterrichte ich natürlich immer noch. Es macht mir aber auch großen Spaß, vor der Kamera zu stehen und das Gefühl zu haben, dass ich mit meinen Erklärungen und Hilfestellungen Lehrer:innen helfen kann, ihren Job einfacher zu machen. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, als Lehrkraft überfordert zu sein angesichts der anstrengenden Bedingungen. Corona hat die Situation zusätzlich verschärft. Viele unterschätzen, wie fordernd der Lehrberuf ist und wie viel Verantwortung er mit sich bringt. Deshalb ist es mir so wichtig, Lehrkräfte zu unterstützen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich die Arbeit erleichtern können.
Welche Visionen für die HPI Schul-Cloud hast du?
Dass die Lehrkräfte die HPI Schul-Cloud nicht als Mittel zum Zweck ansehen, sondern als einen festen Bestandteil ihrer Arbeit, auf den sie gerne zurückgreifen und mit dem sie neue Formen des Unterrichtens entdecken - weg von veralteten Methoden hin zu effizienten und kooperativen Mitteln.
Wie wird Schule nach der Pandemie aussehen?
Ich kann mir vorstellen, dass viele Schulen zur gewohnten Unterrichtsgestaltung zurückkehren werden. Einfach, weil sie sich nicht wirklich auf die Vorteile der Digitalisierung eingelassen haben. Ich plädiere keinesfalls dafür, allein auf digitale Mittel zu setzen. Die Lehrkräfte sollten sie aber kennen, um entscheiden zu können, wann es sinnvoll ist, gewisse Tools einzusetzen, und in welchen Fällen ihnen die digitale Infrastruktur Arbeit abnehmen kann. Klar ist aber auch: Miteinander reden und sich persönlich austauschen – das kann im digitalen Raum schnell verlorengehen. Umso wichtiger ist es, ganz strukturiert Vor- und Nachteile abzuwägen und so den Schüler:innen das bestmögliche Lernerlebnis zu bieten.