Welche Maßnahmen hat eure Schule anfangs ergriffen?
Vor der Schließung der Schulen haben die HPI Schul-Cloud an unserer Schule einzelne Kolleg:innen mit einzelnen Klassen/Kursen in begrenztem Umfang im Unterricht und auch von zu Hause aus genutzt. Zunächst mussten wir deshalb so schnell wie möglich alle Schüler:innen (ca. 1.000) und alle Lehrer:innen in der HPI Schul-Cloud anmelden.
Gleichzeitig mussten wir auch versuchen, diesen Rollout der HPI Schul-Cloud in der breiten Masse so sanft wie möglich zu gestalten. Dafür erstellte unser Team viele Lernvideos, sowohl für die Schüler:innen, als auch für Lehrer:innen. Die Themen der Lernvideos waren zum Beispiel die einzelnen Schritte der Anmeldung, das Erstellen von Kursen und das Einstellen von Aufgaben (Lehrkräfte) bzw. Abgaben (Schüler:innen) sowie die Erklärung der Feedback-Funktion. Als wir uns am Anfang der Schließungen in der Schule befanden, haben wir ebenfalls Mikrofortbildungen für alle Kolleg:innen angeboten.
Es sind Elterninformationen in Form von E-Mails verschickt worden, auf unserer Homepage wurde vom Verwaltungsteam ein News-Ticker eingerichtet, es wurde ein eigener Bereich in unserer kollegiumsinternen Cloud-Lösung mit Hilfsangeboten und Informationen eingestellt, wir haben zur direkten Kommunikation allen Schüler:innen und Lehrer:innen einen Messenger zur Verfügung gestellt… Alles in allem war das für Gesamt-Kollegium und Schülerschaft in der Breite sicherlich wie der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser.
Wie kann die HPI Schul-Cloud euch jetzt in eurer Tätigkeit als Lehrkraft unterstützen?
Vor allem unterstützt sie unsere Schüler:innen dabei, eine schulähnliche Tagesstruktur beizubehalten. Durch das Stellen von Aufgaben und die Möglichkeit, diese in einem DSGVO-konformen Rahmen zu erarbeiten, ist die Möglichkeit gegeben, ritualisiert weiterzuarbeiten.
Viele Eltern melden uns beispielsweise zurück, dass sie zuhause einen eigenen Stundenplan mit ihren Kindern erstellt haben, der aber flexibel ist. Ein Ausschlafen für die Schüler*innen ist dann auch mal drin, gleichzeitig bleibt der schulische Rahmen aber allen bewusst und klar.
Eine weitere Chance ist sicherlich auch das Üben oder Vertiefen von wirklich selbstbestimmtem Lernen. Das, was wir zu früheren Zeiten in Bereichen wie Struktur, Wochenplan und Kalenderplänen den Schüler:innen immer schon versucht haben, deutlich zu machen, wird in diesen Tagen so essenziell, dass die Schüler:innen so eine Struktur einfach bei sich zuhause schaffen müssen. Daher ist dieses jetzt nicht mehr starre „Schulkorsett“ auch eine echte Chance für alle.
Gibt es sonst noch etwas, das ihr anderen Lehrkräften/Schulakteur:innen sagen möchtet?
Sandra:
Für die Organisation des Arbeitsalltages der Schüler:innen und Lehrer:innen halte ich es für sinnvoll, längere Zeit bei einem Kurs/Thema zu bleiben. Ein häufiges Hin- und Herspringen kostet viel Energie.
Ich arbeite in allen Kursen mit Wochenplänen, das erleichtert meiner Meinung nach insbesondere den Schüler:innen (bzw. Eltern) Arbeit, wenn sie einmal zu Beginn einer Woche alle Aufgaben auf einmal ausdrucken (oder den Kindern anderweitig digital zur Verfügung stellen können) und nicht immer wieder in die HPI Schul-Cloud gehen müssen, nur um Aufgaben bearbeiten zu können. Gerade bei mehreren Kindern und nur einem (oder gar keinem eigenen) Rechner ist das sehr schwierig. Dies setzt allerdings ein selbstorganisiertes Lernen voraus. Wichtig ist dabei meiner Meinung nach, einfach weiterhin für unsere Schüler:innen erreichbar zu sein (ob über einen Messenger, per E-Mail oder über die HPI Schul-Cloud), auch, um sie gegebenenfalls bei der Lernorganisation zu unterstützen.
Ich habe noch einen Hinweis, wie man Bewertungen in der HPI Schul-Cloud für abgegebene Aufgaben organisieren kann: Hilfreich war hierbei ein Wortgerüst, das ich immer wieder kopiert und mit individuellen Rückmeldungen für die einzelnen Schüler:innen ergänzt habe. Auch, wenn das viel Arbeit gemacht hat, war dies doch eine sehr gute Möglichkeit der persönlichen Ansprache und Wertschätzung. So viel Zeit, die Notizen der einzelnen Schüler:innen durchzulesen, nehme ich mir während des Unterrichts nur in ausgesuchten Fällen oder bei der Beurteilung von Portfolios, Klausuren oder anderen größeren Lernprodukten. Ich betrachte es als echte Chance des digitalen Lernens mit der HPI Schul-Cloud, jetzt viel ausführlicher individuelle Rückmeldungen zu den schriftlichen Ausarbeitungen der Schüler*innen geben zu können.
Marius:
Das Wichtigste ist, ein wirklich gutes Team zu etablieren bzw. etabliert zu haben, auf das man sich verlassen kann, und das sich nicht vor Arbeit scheut. Ein Rollout der HPI Schul-Cloud und die danach notwendige Versorgung aller Akteure in der Cloud ist keine Aufgabe, die man im Alleingang „mal eben so“ abarbeitet. Ich kann mich für diesen Einsatz nur nochmals bei meinem Digital-Team-Mitgliedern herzlichst bedanken – diese Aufgabe gemeinsam zu schultern war ein Anspruch, den wir alle hatten und nur so auch erfüllen konnten.
Info
Sandra Spaller spricht gemeinsam mit ihrer Kollegin Lisa Lücking am 12. Juni um 17 Uhr in einer Online-Schulung über den Fernunterricht mit der HPI Schul-Cloud. Alle Termine