Am vergangenen Donnerstag (28.11.2019) fand im Potsdamer Hotel Mercure ein Workshop mit Brandenburgs Oberstufenzentren (OSZ) statt, bei dem auch Auszubildende vertreten waren.
Britta Ernst, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) eröffnete die von der DigitalAgentur Brandenburg (DABB) ausgerichtete und sehr gut besuchte Veranstaltung. Sie betonte die wichtige Schnittstellenfunktion der OSZ zwischen Bildung und Wirtschaft und regte zur Beschäftigung mit der Arbeitswelt 4.0 an.
Dr. Carsten Kampe, Wirtschaftsförderung Brandenburg beschrieb pointiert die Veränderung der Berufsausbildung durch den digitalen Wandel aus Sicht der Wirtschaft. Er erklärte die Komplexität der digitalen Transformation vor allem durch ihre zeitgleich ablaufenden Prozesse - im Sinne eines Prozessblocks (statt einer Prozesskette) - und stellte fest, dass die Umsetzung identifizierter (Weiter-)bildungsbedarfe bisher nur teilweise gelingt.
Axel Ziller, LEAG Lausitz Energie Kraftwerke AG bemerkte, dass alle etwas in Hinblick auf den digitalen Wandel tun wollen, aber es an einem gemeinsamen/vernetzten Vorgehen fehlt (kein Gießkannenprinzip)! Aus der Innensicht eines Ausbildungsbetriebs merkte er zudem an, dass die Hälfte aller eingestellten Auszubildenden mathematische Defizite z.B. in der Prozentrechnung hat. Die Entwicklung bedarfsgerechter Bildungsangebote ist in diesem Kontext von zentraler Bedeutung.
Gruppenarbeit zu 4 Themenschwerpunkten
Dem Thema "Qualifizierungsnotwendigkeiten identifizieren & bedarfsgerechte Bildungsangebote entwickeln" widmete sich auch der Workshop, in dem Peter Albrecht, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung & Qualifizierung mbH - GEBIFO Berlin von Auszubildenden berichtete, die als DigiScouts in Betrieben Digitalisierungspotenziale identifizieren und heben, indem sie Projektideen entwickeln sowie eigenverantwortlich in die Tat umsetzen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Nutzungsbedarf der Schul-Cloud Brandenburg von ausbildenden Fachkräften, Ausbilder:innen, Personalverantwortlichen und Geschäftsführungen deutlich. Anhand der systemischen Mensch Technik Organisation-Methode, die sich auch in schulischen Projekten bewährt hat, diskutierten wir anschließend welche Unterstützung Oberstufenzentren regionalen Bildungsträgern geben können, die Fort-, Weiterbildungen und Umschulungsmaßnahmen größtenteils übernehmen.
Ralf Hillburger, Geschäftsführer der Qualifizierung CENTRUM der Wirtschaft GmbH in Eisenhüttenstadt und Uwe Schaffranke, Projektleitung Lokale Koordinierungsstelle "Türöffner: Zukunft Beruf" im Landkreis Oder-Spree referierten im Workshop "(Regionale) Zusammenarbeit der Akteure in der beruflichen Bildung fördern". In Hinblick auf die Frage wie OSZ und Ausbildungsbetriebe zukünftig digitalkompetente Akteur:innen für den Arbeitsmarkt ausbilden können wurde insbesondere die sehr starre und nicht mehr marktgerechte Fortbildungsordnung kritisiert. Darüber hinaus standen die folgenden Themen im Fokus:
- OSZ sind Knotenpunkte im regionalen Bildungsraum. Welche Rolle nehmen sie im Rahmen von Digitalisierungsprozessen (zukünftig) ein?
- Wie kann ein gut funktionierendes, regionales Netzwerk für die berufliche Bildung gestaltet werden?
Im Workshop "Veränderung der Kommunikations- und Medienkompetenz durch Digitalisierungsprozesse in der Berufsbildung berücksichtigen" referierte Martin Nestler, Referent für Medienbildung, Landesinstitut für Schule & Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) und diskutierte mit den Teilnehmenden die beiden folgenden Fragestellungen:
- Alle Branchen & Berufe sind ausnahmslos von der Digitalisierung betroffen. Medienkompetenz, inkl. Prozess-, System- und Problemlösungskompetenzen im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken, wird dabei zu einer berufsübergreifenden Voraussetzung in der Ausbildung. Welche konkreten Veränderungen ergeben sich daraus für die Berufsausbildung?
- Welche Kompetenzen sind besonders relevant? Wie muss berufliche Handlungskompetenz in diesem Zusammenhang definiert werden?
Lernortkooperationen sind ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche und qualitativ hochwertige Ausbildung. Ulrich Tölpe, Leiter und Eckhard Thiele, stv. Leiter des OSZ des Landkreises Dahme-Spreewald besprachen in ihrer Arbeitsgruppe wie die Zusammenarbeit zwischen den Lernorten gestaltet und gefördert werden kann und wie Digitalisierungsprozesse in der Arbeitswelt in den Unterricht an OSZ gelangen.
Am Stand zur Schul-Cloud Brandenburg informierten sich die OSZ über dessen Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere auch zur weiterführenden Diskussion im Nachgang des Workshops.