Im Rahmen des HPI Schul-Cloud Projekts führt Mina Ghomi, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin, seit März 2019 deutschlandweit Lehrkräftefortbildungen an MINT-EC Schulen durch. Ziel der Fortbildungsreihe ist es, die digitale Kompetenz von Lehrkräften zu fördern. In vier Veranstaltungen werden gemeinsam digitale Werkzeuge und Unterrichtskonzepte ausprobiert und diskutiert, sowie ihr Nutzen für den eigenen Unterricht erprobt und reflektiert.

Das Fortbildungskonzept und die Inhalte wurden auf Basis von aktuellen Forschungsergebnissen, technischen Möglichkeiten und dem europäischen DigCompEdu Referenzrahmen zur digitalen Kompetenz von Lehrenden entwickelt. Besonders wichtig sind dabei nicht nur die Fortbildungsveranstaltungen, sondern vor allem die Zeit zwischen den Veranstaltungen, um die neuen Konzepte und Werkzeuge im eigenen Unterricht zu erproben. Integraler Bestandteil der Veranstaltungen ist daher auch stets der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden.

Zu den Themen der Sitzungen gehören beispielsweise Online-Kollaboration, Umfragen und Quizze, Feedbackmöglichkeiten, interaktive Übungen und Lernvideos. Dabei werden neben Vor- und Nachteilen auch konkrete Einsatzmöglichkeiten solcher digitalen Werkzeuge aufgezeigt und direkt ausprobiert. Beispielsweise kann ein Etherpad, wie es auch in der HPI Schul-Cloud integriert ist, dafür genutzt werden, um in Gruppenarbeiten zeit- und ortsunabhängig an Aufgaben gemeinsam zu arbeiten und Änderungen in Echtzeit zu sehen. Eine bis dato mit Etherpads unerfahrene Lehrkraft berichtet über den Einsatz im Unterricht folgendes:


„Ich habe im Vorfeld der Fortbildung noch nie mit [Tools zur Online-Kollaboration] gearbeitet [...]. An einem Dokument haben bis zu 4 Schüler*innen gearbeitet, so dass das Ergebnis übersichtlich blieb.Für mich erstaunlich war, wie einfach der Einstieg selbst beim ersten Arbeiten [mit dem Etherpad] war und dass sich die Schüler*innen sehr schnell auf die inhaltliche Arbeit konzentrierten und erstaunlich ruhig bei der Arbeit waren. Die meisten Schüler*innen arbeiteten am Tablet, einige am Smartphone (das war aber etwas unübersichtlich, jedoch auch möglich).Ich konnte während der gesamten Arbeitsphase an meinem Endgerät den Fortschritt und die Ergebnisse der einzelnen Gruppen sehen und erkennen, ob und wo noch Schwierigkeiten bestehen.“

Im Sommer haben bereits 80 Lehrkräfte unterschiedlichster Fächer aus 8 Schulen an der Fortbildungsreihe zum Unterrichten und Arbeiten mit digitalen Medien teilgenommen. Vor allem berufserfahrene Lehrkräfte (siehe Abbildung 1) haben sich zur Fortbildung angemeldet, um zu erfahren, was mit Hilfe digitaler Medien im Unterricht möglich ist.

Abbildung1: Berufserfahrung der Teilnehmenden

Die Fortbildungsreihe wurde von vielen Teilnehmenden als „informativ, sehr gewinnbringend und inspirierend“ empfunden. „Das Angebot war so reichhaltig, dass sich jeder etwas rauspicken konnte“, berichtet eine Lehrkraft nach der letzten Sitzung. Vor allem unter den Teilnehmenden im Kollegium wurde festgestellt, „dass allein durch die Fortbildung die Kooperation jetzt noch stärker geworden ist.“

Die Evaluation der bereits durchgeführten Fortbildungsreihen zeigt auch Erfolge bei der Förderung der digitalen Kompetenz der Teilnehmenden. Die Lehrkräfte haben sich vor und nach der gesamten Fortbildungsreihe hinsichtlich ihrer berufsspezifischen digitalen Kompetenz selbst eingeschätzt. Dafür wurde ein von der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission entwickeltes Selbsteinschätzungsinstrument mit 22 Fragen verwendet. Gemäß dem europäischen DigCompEdu Kompetenzmodell kann die digitale Kompetenz von Lehrkräften (angelehnt an den Referenzrahmen für Sprachen) aufsteigend auf den Stufen A1, A2, B1, B2, C1 und C2 beschrieben werden. Abbildung 2 veranschaulicht die ermittelte Selbsteinschätzung der Teilnehmenden vor der ersten Fortbildungsveranstaltung (Pre-Befragung im linken Kreisdiagramm) und nach der letzten Veranstaltung (Post-Befragung im rechten Kreisdiagramm). Der Anteil der Lehrkräfte mit digitalen Kompetenzen auf A-Niveau (grün) hat nach der Teilnahme an der Fortbildungsreihe deutlich abgenommen. Wohingegen der Anteil der Lehrkräfte mit einer digitalen Kompetenz auf B-Niveau (gelb) stark zugenommen hat. Auch im C-Level (blau) ist ein kleiner Zuwachs zu verzeichnen. Die Teilnehmenden haben sich demnach nach der Fortbildungsreihe als digital kompetentere Lehrkräfte eingeschätzt.

Abbildung 2: Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenz der Lehrkräfte vor und nach der Fortbildungsreihe (N=80).

Nicht nur in ihrer digitalen Kompetenz und ihren Vorkenntnissen waren die Teilnehmergruppen sehr heterogen, auch in Bezug auf die unterrichteten Fächer und Klassenstufen gab es eine große Vielfalt, welche mit Hilfe von Erfahrungsaustausch, Reflexion, inspirierenden Beispielen und kooperativen Arbeitsmethoden ausgenutzt wurde. Feedback und Wünsche zu Inhalten und zur Methodik waren jederzeit erwünscht und wurden bei der Fortbildungsgestaltung bestmöglich von Mina umgesetzt. Da freut es sie umso mehr, dass Lehrkräfte mit Aussagen wie den nachfolgenden die Fortbildungsreihe abschließend bewertet haben.

„Das war wirklich die beste Fortbildungsreihe in dem Bereich, die ich bisher mitgemacht habe.“ „Ich glaube, dass das mit die effektivste Fortbildung war, an der ich jemals bis jetzt teilgenommen habe.“

Auch aufgrund solch positiven Feedbacks der Teilnehmenden freut Mina sich nun auf die im Winter folgenden Fortbildungsreihen, die auch wieder im Rahmen des HPI Schul-Cloud Projekt an MINT-EC Schulen in ganz Deutschland durchgeführt werden.

Autorin: Mina Ghomi, Humboldt-Universität zu Berlin