Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt WirLernenOnline (WLO) ist sowohl eine Suchmaschine als auch eine Community für freie Bildungsmaterialien (OER) entstanden, die sich unabhängig von staatlichen Vorgaben immer weiterentwickelt. Lehrkräfte, Schüler:innen und Eltern erhalten nicht nur die Möglichkeit, schnell und unkompliziert geprüfte Inhalte, Methoden und Tools für die digitale Lehre und das digitale Lernen zu finden, sondern sind ihrerseits aufgerufen, die stetig wachsende Zahl an Open Source Inhalten selbst weiterzuentwickeln und eigene Konzepte, Materialien und Ideen mit den anderen Community-Mitgliedern zu teilen. Ganz nach dem Motto: Freie Bildung zum Mitmachen!
Die involvierten Bildungsakteur:innen sind zahlreich und namhaft. Zu den jüngst in die WLO-Plattform integrierten Lernbausteinen dieser Partner zählen unter anderem mehr als 10.000 Inhalte der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 11.407 Lerninhalte des Bayerischen Rundfunks, 2.000 kindgerecht aufgearbeitete Inhalte des Online-Lexikons Klexikon sowie knapp 800 Materialien der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (ZUM.de) aus dem Fachbereich Deutsch. Auch zwischen der HPI Schul-Cloud und WLO besteht ein Transfer. So bietet der in der HPI Schul-Cloud integrierte Lern-Store datenschutzkonformen Zugriff auf eine Vielzahl freier Bildungsmaterialien von WLO.
Die Kernidee einer frei zugänglichen Open Source Lernplattform war schon vor langer Zeit in den Arbeitsgruppen Open.Education und Bündnis Freie Bildung entstanden. Angesichts der im Frühjahr 2020 plötzlich entstandenen Notwendigkeit, den Digitalunterricht in Deutschland als vorerst einzige mögliche Unterrichtsform zu etablieren, hat WLO bereits vorhandene Technologien und Konzepte in kürzester Zeit zu Soforthilfe-Angeboten für Schulen kombiniert. Rasch professionalisierte sich die Community und realisierte dank des Teamworks erfahrener Open-Community-Manager den Onlinegang des Portals www.wirlernenonline.de im April 2020 – gerade einmal sieben Wochen nach Projektstart – mit gleich über 30.000 frei zugänglichen Inhalten.
Fachportale erleichtern Materialsuche
WirLernenOnline erschließt sich die Inhalte anderer Portale und Datenbanken mithilfe von Crawlern oder Harvestern. Die Metadaten werden soweit als möglich maschinell aufgearbeitet. Anschließend werden in einem Community-Redaktionsprozess die Daten qualitativ aufgewertet – etwa, indem Redaktionen Inhalte in Sammlungen einfügen, die inzwischen auf etwa 20 Fachportalen zu finden sind. Auch die Verwendung der Inhalte soll Metadaten generieren. Das heißt, dass Ländersysteme sich dafür entscheiden können, ihr Material auf WirLernenOnline der Öffentlichkeit bereitzustellen. Sie erhalten im Gegenzug Materialien von anderen Ländern und aus der Community mit gut aufbereiteten Metadaten zurück. Föderale Strukturen können so zusammenarbeiten und Grenzen überwinden.
WirLernenOnline-Inhalte sind offen für jeden, der eine Schnittstelle in Betrieb nimmt. Es werden Interfaces für bestehende Bildungsinfrastrukturen wie Bildungsserver sowie Bildungsclouds der Länder und E-Learning-Systeme einzelner Bildungseinrichtungen bereitgestellt. Diese können einzelne Datenbestände oder den Gesamtbestand abfragen und in eigene Cloud-Services einbinden. Organisationen, die keine eigenen Oberflächen pflegen oder vorhandene Suchoberflächen ersetzen wollen, können die gesamte Lösung inklusive Bedienoberflächen nutzen und anpassen. Über den Open Edu Hub werden sich in den kommenden Monaten weitere Lernplattformen und Bildungsclouds oder Referatorien der Länder oder Schulen anschließen, die die qualitätsgesicherten Datenbestände der Lehrplan-Sammlungen nutzen wollen.
Für 2021 hat sich WLO überhaupt eine Menge vorgenommen. Um die zahlreichen Vorhaben stemmen zu können, wird das WLO-Team weiter wachsen: Von den mittelfristig geplanten 30 Fachredaktionen konnten bereits 20 besetzt werden, eine zweite Ausschreibungsrunde läuft derzeit, zahlreiche Bewerbungen sind in Sichtung. Bestehende Kooperationen werden verstärkt und ausgebaut, dazu finden in diesen Tagen Treffen mit befreundeten Community- und Redaktions-Akteuren statt, wie etwa ZUM.de, Schule im Aufbruch, Leifi-Physik sowie weiteren Bildungsakteuren in den Bundesländern.
Relaunch der Website und Fachportale
Das WirLernenOnline-Software- und Designteam hat zwischenzeitlich die Fachportale und das Webportal überarbeitet und Mitte März relauncht. Qualitätsprozesse und professionelle redaktionelle Strukturen sowie weitere Möglichkeiten der Community-Einbindung werden mit Hochdruck weiterentwickelt. Ebenfalls in der Umsetzung ist eine vereinfachte Upload-Funktion, die allen Nutzer:innen von WirLernenOnline zur Verfügung stehen wird.
Bereits im August 2020 hatten WLO-Fachredaktionen begonnen, einen so genannten „Deadlock“, also einen kritischen Punkt, aufzulösen, der den Einsatz von KI bislang erschwert hatte. Zuvor war die Menge gut verschlagworteter Inhalte nämlich noch zu klein gewesen, um Künstlicher Intelligenz eine ausreichende Lernbasis zu verschaffen. Das hatte zur Folge, dass die Zuordnung einzelner Inhalte zu den entsprechenden Lehrplanthemen durchs Maschinelle Lernen noch zu ungenau und damit die sichere und gute Auffindbarkeit der Materialien noch nicht ausreichend gewährleistet war. Doch schon seit Dezember 2020 erzielt die WLO-KI bessere Ergebnisse bei der Metadatengenerierung als klassische Zuordnungsmethoden – dank der durch die Fachredaktionen bislang bereits definierten Lernbasis. Maschinelle Methoden sind auch in der Redaktionsumgebung von WLO bereits im Einsatz.
Last, but not least, beteiligt sich das Bündnis Freie Bildung an der Ausarbeitung der OER-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die bis Sommer dieses Jahres finalisiert werden soll.
Hinweise der Redaktion
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