Wer sich auf die Suche nach Material begibt, um online für Schulfächer zu lernen oder Unterrichtsstunden vorzubereiten, merkt schnell, dass das Angebot über das Internet weit verstreut und recht unübersichtlich ist.
Materialien mit freier Lizenz, sogenannte OERs (Open Educational Resources), können über verschiedene Suchdienste wie creativecommons.org, Jointly oder OERhörnchen gefunden werden. Auf der anderen Seite sind kostenpflichtig lizenzierte Materialien auf allerlei Online-Lernplattformen verfügbar. Klassische Anbieter sind hier Verlage, die ihre Schulbücher online als E-Book mit zusätzlichen Features für Schüler und Lehrer anbieten. Cornelsen, Westermann und Klett haben hierzu beispielsweise eigene Online-Lernplattformen eingerichtet. Neben dem digitalen Schulbuch bieten sie weitere Tools wie eine Editorfunktion für die Unterrichtsplanung. Dort können z.B. Unterrichtseinheiten angelegt und durch Lesezeichen mit bestimmten Buchseiten verknüpft oder Textteile markiert und abgedeckt werden. Neben Verlagen gibt es mittlerweile auch andere Anbieter auf dem Markt digitaler Bildungsmedien: Unternehmen oder Startups wie bettermarks und sofatutor stellen ihr Material, Videos und Kurse frei oder in Bezahlpaketen zur Verfügung. All diese Plattformen funktionieren als abgeschlossene Systeme, die eine Anmeldung und Kauflizenz erfordern. Suche oder Filterung des Angebots ist daher nur plattformintern möglich.
Hier den Überblick zu behalten und sich für das richtige Angebot zu entscheiden, ist wahrlich nicht einfach. Für uns als Entwickler stellt sich die Frage: Wie können Lehrkräfte für sie passende Lehrmaterialien am einfachsten finden und ohne urheberrechtliche Beschränkungen nutzen?
Eine Plattform, die sich an einer übersichtlicheren Integration von Materialien verschiedener Anbieter versuchen wollte, ist der BildungsLogin vom Verband Bildungsmedien. Dort werden digitale Bildungsmaterialien, Online-Schulbücher und die dazugehörigen Tools von allen beteiligten Verlagen in einem Medienregal gesammelt. Problematisch ist jedoch, dass nur bereits erworbene Bücher/Medien in die persönliche Bibliothek eingespielt und editiert werden können. Es gibt keine übergreifende Suchfunktion, um passende Online-Schulbücher oder Inhalte nach Themen und Stichwort überhaupt erst zu finden. Einen wirklichen Mehrwert, der über ein digitales Bücherregal hinausgeht, bietet der BildungsLogin somit nicht.
Wir haben es offensichtlich mit einer Marktlücke zu tun, denn ein Ort, von dem aus unterschiedliche Medien- und Lizenzarten und Anbieter recherchierbar sind, fehlt bisher. Die Suche bleibt dezentral und intransparent. In der ohnehin schon begrenzten Auswahl an digitalen Bildungsmaterialien können Dienste immer nur vom jeweiligen Anbieter abhängig gesucht und erworben werden. Eine übergreifende Suchfunktion würde es ermöglichen, Materialien und Medien verschiedener Verlage oder Anbieter gemessen am didaktischen Bedarf zu wählen. Ohne diese Option haben Nutzer es schwer, die für sie beste Wahl und ggf. Kaufentscheidung zu treffen.
Die Idee der HPI Schul-Cloud ist es, diese Lücke zu füllen. Im Lernstore wird eine weite Bandbreite von Inhalten für ihre Nutzer zugänglich gemacht. Mehr als eine Million Lerninhalte sind bereits in der HPI Schul-Cloud zu finden. Dieses Angebot soll weiter ausgebaut und eine effektive Suche nach Stichwort ermöglicht werden. Auch an einer übergreifenden Editorfunktion für die Unterrichtsplanung wird gearbeitet und Lehrer sollen die Möglichkeit bekommen, eigene Materialien mit Kollegen zu teilen. Ein mit Semesterbeginn startendes Bachelorprojekt am HPI wird sich zudem dem oft nachgefragten Thema der Lizenzverwaltung für Unterrichtsmaterialien in der HPI Schul-Cloud widmen.
Fassen wir zusammen: Grundsätzlich zeigen sich bei den bisher vorhandenen Angeboten einige Problematiken. Offensichtlich ist die Auswahl an gutem, digital bereitgestelltem Bildungsmaterial noch sehr begrenzt. Dies verändert sich auch nur langsam. Die Suche danach gestaltet sich obendrein als kompliziert, da die passende übergreifende Infrastruktur fehlt. Wie diese ausgestaltet sein kann, wollen wir in unserem kommenden Bachelorprojekt erforschen und im Rahmen der HPI Schul-Cloud pilotieren.
Autoren: Matthias Luderich, Arne Oberländer, Caroline Morfeld
Hinweise der Redaktion
Bildnachweis: HPI/O. Puck
Sprachlicher Hinweis: Es sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird an dieser Stelle nur die männliche Form verwendet.